Credits Titelbild © Dirk Holst
Vor fast zwei Wochen war ich mit meiner lieben Kollegin Edda beim zweiten Naturkosmetik Camp im Tiroler Kurort Bad Häring. Initiiert von Wolfgang Falkner, waren mehr als 130 Teilnehmer aus den unterschiedlichsten Bereichen der Naturkosmetikbranche angereist. Naturkosmetik-Hersteller, Kosmetikinstitutbetreibern und Blogger trafen im Hotel Panorama Royal zusammen, um vom 26. – 28. Juni über die neuesten Entwicklungen und Trends der Naturkosmetikbranche, aber auch über die bestehenden Vorurteile zu diskutieren.
Nach der doch etwas längeren Anreise gab es eine kurze Vorstellungsrunde auf der Terrasse des Panorama Royal, toller Ausblick inklusive. Danach wurde zum Buffet geeilt. Schön, dass ich ein bekanntes Gesicht getroffen habe, Lilli Vogl war auch schon bei Salt and the City dabei.
Am Samstag Morgen wurde es dann ernst. Mit Sternchen konnte für die, im Vorhinein eingereichten, Themenvorschläge gevotet werden. In drei Seminarräumen wurden die unterschiedlichen Sessions dann abgehalten. Mit Thesenkarten die am Ende jeder Session abgegeben wurden, konnten die Teilnehmer ihre Erkenntnisse festhalten.
Mein besonderes Highlight war die „Natural Scent Tour“ von Dr. Bodo Kubartz. Bei einer „Blindverkostung“ ließ er uns an den unterschiedlichen ätherischen Ölen riechen. Obwohl ich für meine DIYs viele äÖs verwende, war ich im blinden Erkennen der einzelnen Düfte gar nicht so gut wie erwartet. Nach einigen Solo-Ölen konnten wir dann an den komplexeren Kompositionen aus der Naturkosmetikbranche schnuppern. Und da konnte ich einige spannende Düfte entdecken wie etwa die italienische Marke Adorami, die Parfums der Berliner Manufaktur April Aromatics oder das erste Demeter Parfum MY Tao. Mich hat der Duft „Calling all Angels“ von April Aromatics besonders begeistert, er verwandelt sich von anfänglicher Süße in einen spannenden Weihrauchduft. Bodo Kubartz wollte mit dem Vorurteil aufräumen, dass Naturparfums weniger komplex als ihre synthetischen Schwestern sind. Zusätzlich haben sie den Vorteil auch positiv auf Körper und Geist wirken zu können.
Die Keynote von Wirtschaftsökonom Christian Felber eröffnete mir eine völlig neue Sicht auf unsere Marktwirtschaft. Seinem Leitspruch „Mit Ethik zum Erfolg“ kann ich nur zustimmen.
Jörg von Kruse von der etablierten Naturkosmetikmarke I+M ging der Frage nach, ob „Naturkosmetik einen gesellschaftlichen Wandel bewirken kann“. Dabei kritisierte er vor allem, dass Naturkosmetik im Vergleich zu dem boomenden Food-Bereich die „lahme Ente“ sei. Er meinte auch, die Naturkosmetikbranche könnte aktiver die Bio-Branche voranbringen, wenn sie sich stärker zusammenschließen würden. Inhaltliche Impulse könnten von der Naturkosmetik insbesondere zu Themen wie neues Schönheitsideal, neuer Luxusbegriff und Fair Trade kommen.
Als Bloggerin fand ich den Vortrag „PR und Blogger Relations: Neue Trends in der Kommunikation“ von Imke Sturm sehr spannend. Vieles, wie etwa dass Social Media und Blogger Relations die Marketingkanäle der Zukunft sind, wusste ich bereits. Ihre Ausführungen über den Umgang mit Shitstorms fand ich sehr hilfreich. Auch ihr Statement, dass Overflow die Glaubwürdigkeit sinken lässt, kann ich nur unterstützen. Viele Firmen sollten sich auch ihre Medienpartner genauer aussuchen, ein Beautyblog wird nicht über Baumärkte schreiben.
Am späten Nachmittag zogen wir uns dann in kleinere Workshop-Gruppen zurück, um jeweils ein Thema zu diskutieren. Wir gingen der Frage nach der Transparenz in der Naturkosmetik nach und versuchten das Vorurteil zu entkräften, dass NK nur eine Frage des Marketings sei. Für mich war das Mitdiskutieren etwas schwierig, da ich mich mit dem Thema davor noch nicht so viel auseinandergesetzt hatte. Gut, dass sich einige in der Gruppe hier mehr einbringen konnten. Unsere Gegenargumente waren folgende:
Naturkosmetik definiert sich nicht über “grüne” Verpackung und Werbesprüche, sondern über Inhaltsstoffe. | Zusätzlicher Benefit der Naturkosmetik: Werte und Nachhaltigkeit in Herstellerfirma verankert. Kein Segment! | |
Siegel schaffen Transparenz (aber nicht unbedingt Vertrauen) und erste Orientierungsbasis. | Hilfe zur Selbsthilfe | |
Grün ist nicht nur Trend, sondern ein gesellschaftlicher Wandel. | Naturkosmetik unterstützt und fördert einen gesunden Lebensstil. | |
Hat ganzheitliche Ansätze. | ||
Naturkosmetik schützt die Umwelt (zB. Bio-Qualität bei Rohstoffen, kein Mikroplastik, umweltfreundliche Verpackungen,..) | Naturkosmetik ist auch eine Frage von Aufklärungsarbeit/Vermittlung von Fachwissen durch Hersteller, Händler, Verkäufer und KonsumentInnen. |
Quelle: Naturkosmetikcamp
Anschließend wurden die unterschiedlichen Motto-Workshop Thesen im Plenum diskutiert.
Am Abend konnten wir uns beim Galadinner mit veganen Schwerpunkten stärken und Networken. Bei all dem Geplauder war ich dann zu langsam um noch etwas vom Dessert zu erwischen. Das kommt vom vielen Quatschen…
Munter ging es am Sonntag Morgen weiter, obwohl mir ein bisschen Schlaf auch nicht geschadet hätte. Doch gleich die erste Session fand ich sehr spannend. „Bio Cosmetics Customer – Gestern, Heute, Morgen,…“ von Beate Smelter und Claudia Wieger, zeigte uns die unterschiedlichen Kundentypen und wie man mit ihnen umgehen muss, um sie zufrieden zu stellen. Dabei unterscheiden sie Blau, Rot und Grün. Wichtig im Fachhandel ist auch eine fundierte Ausbildung, um die jeweiligen Typen optimal beraten zu können. Die Transparenz der Produkte, (Inhaltsstoffe, Herkunft,..) ist ebenfalls essentiell. Das Alleinstellungsmerkmal der Produkte muss hier mehr herausgearbeitet werden.
Bei „Naturkosmetik 2.0 – Nachhaltig kommunizieren im WWW“ von Lisa-Marie Leitner und David Faber ging es vor allem um die richtige Webseitenoptimierung. Ein Thema, mit dem ich mich auch immer mehr befasse. SEO und Co. sind eine Wissenschaft für sich. Jedenfalls habe ich wieder neue Impulse zur Optimierung meines Blogs erhalten.
Und schon waren die drei Tage auch schon wieder um. Beim abschließenden Vortrag von Wolfgang Falkner wurden alle Thesen nochmals vorgestellt. Leider war da mein Aufnahmepotential schon etwas überschritten, es war doch sehr viel Information in diesen Tagen. Trotzdem konnte ich einiges mitnehmen und habe viele nette Leute kennengelernt. Zwei kleine Kritikpunkte habe ich allerdings schon: Mir hätte die Möglichkeit zu mehr Interaktion gefallen, so waren es manchmal Frontalvorträge wie auf der Uni. Auch stimmten teilweise die Titel der Sessions nicht mit dem tatsächlichen Inhalt zusammen. Ansonsten eine tolle Initiative von Wolfgang Falkner. Schön, dass es so viele Menschen gibt, die sich mit Naturkosmetik auseinandersetzen.
Edit: Weitere Beiträge über das Naturkosmetik Camp 2015 findet ihr u.a. bei The bird’s new nest, Elisabeth Green, Sonnensprossen, Beautyjagd und Herbs and Flowers
Pingback: NaturkosmetikCamp 2015 – Wir sind viele! | The bird's new nest
Pingback: Naturkosmetik Camp 2015 – so war’s! | Beautyjagd
Hallo Tanja, da ist dir eine wunderbare Zusammenfassung des Camps gelungen! Ist schon gut, wenn man im Nachhinein noch einmal lesen kann, was man an diesem Wochenende eigentlich alles erlebt hat. Währenddessen raucht der Kopf, sodass man gar nicht alles verarbeiten kann. Danke für dein umfangreiches Summary 🙂 Lg Lisa
Liebe Lisa,
danke für dein nettes Kompliment! Es war wirklich sehr viel Information an diesem Wochenende, auch mir hat danach der Kopf geraucht. Freut mich, dass ich den Spirit des NK-Camps mit meinem Beitrag erfassen konnte.
LG tanja